Make Yourself a Priority
- Team ELITE
- 8. Apr. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Part 1 - Wie es dazu kommt, dass unser eigenes Ego nicht an erster Stelle steht.
Zu erst einmal:
Das Wort Ego wird heutzutage schnell sehr negativ assoziiert. Dabei ist das Ego aus dem lateinischen übersetzt, lediglich das Ich, oder das Selbst eines jeden.
Und was mich angeht, hat egoistisches Handeln nichts mit einer sich aufzwingenden Bedürfnisbefriedigung über die Bedürfnisse eines Anderen hinaus zu tun, sondern viel mehr etwas damit, mit Ehrlichkeit sich selbst zu erkennen und seinen Wünschen zu folgen.
Sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse an die erste Stelle zu packen, ist nichts, was die meisten von uns beherrschen.
Bei vielen, wie auch bei mir, hat es einige Jahrzehnte gedauert, bis ich gemerkt habe, welche Bedürfnisse ich tatsächlich habe, wie ich sie fühle und deute und warum es so wichtig ist diese auch durchzusetzen.
Sei es in einer Beziehung, einer Freundschaft, im Job und in Punkto Selbstpflege.
Ich musste in jedem Fall meine Erfahrungen machen und viele verschiedene Situationen und Phasen durchlebten, um zu erkennen was mich wirklich glücklich macht und wie ich auf mein Bauchgefühl hören kann.
Wie kann es also sein, dass ich bisher so wenig über mich selbst wusste, obwohl ich doch dachte nach irgendwelchen Bedürfnissen und Leidenschaften bereits zu handeln?
Sicherlich liegen die grundlegendsten Verhaltensmerkmale unserer eigenen Person immer in unserer Kindheit und unserer Erziehung begraben. Eine Mischung aus moralischen Grundsätzen unserer Eltern und deren unterbewusst vorgezeigten Verhaltensweisen geben uns schon mal die grobe Richtung unseres eigenen Verhaltens vor.
Und ich mag diesen Satz gar nicht, aber, je älter ich werde, desto mehr erkenne ich diesen prägenden Einfluss.
Mein Vater erzog meine kleine Schwester und mich genauso wie seine beiden Söhne aus erster Ehe: Gartenarbeit (mit definitiv nicht kindgerechten Gerätschaften), Fahrrad und später Auto reparieren, Werkbank bedienen und bei unseren diversen Sportarten hieß es mit den Jungs mindestens mitzuhalten. Generell wurde mit meinem Vater eher weniger geredet als “gearbeitet“.
Meine Mutter erzählte uns immer wieder wie wichtig es sei finanziell unabhängig zu sein (weil sie es nicht war) und legte Wert auf unsere schulischen Fähigkeiten wie Geschichte, Kunst, Musik, Politik und Fremdsprachen (in denen sie natürlich immer besser war).
So eine Mischung mag jede in ihrem Maße mitbekommen haben und es mag auch jede unterschiedlich geprägt haben. Grundlegendes Ziel meiner Eltern war, denke ich, ein harmonisches Grundlagenpaket mit dem ich selbst durchs Leben kommen konnte.
Als Mädchen durchlaufen wir vor allem auch eine unterschwellige typisierende feminine Erziehung, heranführend an vorbildliches, höfliches, meist beherrschtes und zurücknehmendes Verhalten.
Ob man es nun wahrhaben will oder nicht, da gibt es immer noch Unterschiede in der Erziehung zwischen Jungs und Mädchen.
Aber wie jeder Mensch, bekommt man durch die Eltern nicht nur eine gesagte Bildung, Fähigkeiten und Verhaltensregeln an die Hand, sondern orientiert sich auch an deren Unsicherheiten, Ängsten und vermeidlich vorbildlichen Stärken.
Ich denke die Mischung aus diesen beiden Faktoren: bewusste und unbewusste Erziehung, führen in einem ziemlich ausgewogenen Kräfteverhältnis dann zu einem Verhaltens- und Handlungs- Ergebnis beim Kind.
Manche erkennen ja nicht ohne Grund im „Alter“ das sie dieses oder jenes wie die Mutter oder der Vater machen, oder sogar ganze Meinungen und Ansichten einfach übernommen haben.
Mir selbst ist es vor allem in meinen Unsicherheiten, Hemmungen und Ängsten aufgefallen und ich kam bei der Ursachenforschung in diesen Bereichen unweigerlich auf meine Kindheit.
Nun ist das mit der Erkenntnis so eine Sache, denn sie kommt nicht gerade mit zwanzig. Da hab ich versucht mit zwei Jobs durch mein Studium zu kommen. Danach wurde nur gearbeitet und zum ersten Mal im privaten Bereich erfolgreich die ersten ernsten Beziehungen geknüpft.
Natürlich dachte man zu jeder Zeit, dass man bereits sehr weise und wissend war und das man bereits nach seinen Prinzipien handelte und seinen tatsächlichen Träumen zuarbeitete.
Tja, heute weiß ich es besser.
Mein eigener erster Aha-Moment kam dann erst mit dreißig:
Bei der Trennung von meinem langjährigen Freund und Verlobten.
Ich konnte zwar irgendwann in der Beziehung erkennen, dass ich unglücklich war, wusste aber einfach nicht warum.
Er liebte mich, wir waren treu, wir stritten nie, er wollte heiraten und Kinder. Ich wollte das eigentlich auch und habe nicht verstanden, warum ich nicht glücklich war.
Am Anfang suchte ich immer eher bei mir und dachte ich habe einfach merkwürdige Erwartungen an eine Beziehung. Auch kein Rat aus dem Freundes- oder Familienkreis konnte mir helfen.
Ich flüchtete mich in Ausreden und lenkte mich ab, indem ich Umzüge plante, Urlaube organisierte und Haustiere anschaffte – Urlaube und Unternehmungen plante ich stets mit viel Anhang, damit es nicht langweilig wurde.
Die Erkenntnis kam erst nach über fünf Jahren Beziehung und als die Hochzeit bereits in wenigen Monaten stattfinden sollte.
Ich erkannte ganz einfach, dass ich lieber allein sein wollte, als weiterhin mit diesem Mann zusammen. Und so soll das doch nicht sein?!
Der Gedanke an ein Singleleben und eine neue Freiheit, waren so unnormal großartig, dass ich mich dann kurz entschlossen trennte.
Das interessanteste daran war eigentlich, dass niemand damit gerechnet hatte. Weder meine Familie, noch Freunde, geschweige denn mein damaliger Freund.
Komplette Überraschung als Reaktion und als Grund für die Trennung musste wenigstens irgendetwas dramatisches passiert sein – denn wir wirkten doch glücklich.
Ich hatte also nicht nur gekonnt mein Umfeld, sondern auch mich selbst so viele Jahre getäuscht, ohne das sie es, oder ich es gemerkt haben.
Wie kann das sein?
Wie kann man seine eigentlichen Gefühle nicht nur übersehen, sondern sie auch noch für die Umgebung so wirken lassen als wäre alles in bester Ordnung? Und wieso war das anscheinend noch nicht einmal anstrengend?
Ich weiß noch genau, dass ich mal eine Freundin fragte, ob sie nicht auch manchmal darüber nachdenkt, ob es größere Gefühle in unseren Beziehungen geben könnte, weil ich unsere Beziehungen recht ähnlich wahrnahm.
Sie sagte mir, dass sie über die Jahre die Beständigkeit immer der (nennen wir es mal) Leidenschaft vorziehen würde und betonte auch, dass ich in meinem Freund einen so tollem und treuen Mann gefunden hätte, der mich nie verlassen würde.
Rückblickend betrachtet wirft das natürlich auch ein bestimmtes Bild auf ihre Ehe, aber diesen Rat bekam ich nicht nur von ihr.
Also sollte man sich eher damit begnügen auf Nummer sicher zu gehen, als auf seine Hoffnungen, oder Wunschvorstellungen zu hören?
Anscheinend.
So sagt man es sich selbst in anderen Lebensbereichen, oder hört es von Freunden. Zum Beispiel: „Der Job ist zwar stressig und macht mir kaum Spaß, aber ich verdiene ganz gut und vielleicht ist die Alternative noch viel schlimmer.“
Und wenn nicht? Wahrscheinlicher ist doch, dass die Alternative viel besser ist.
Im Zuge der Trennung fielen in verschiedenen Bereichen meines Lebens die Schleier.
Ich erkannte zum Beispiel, dass meine Mutter gar nicht erkennen konnte das ich unglücklich war, weil sie selbst in einer Beziehung nie so aufgehoben war, wie es jeder einmal erleben sollte.
So gemein es klingt, aber die Tage nach der Trennung, in denen ich zum ersten Mal alleine in meiner Wohnung saß, alleine meine Tages- und Wochenplanung anging und über das kommende Jahr nachdachte, waren mit die besten Tage meines Lebens.
Ich war voller Energie und Tatendrang. Ich wollte nur Dinge tun, die mir Spaß machten und mir gut taten, weil ich endlich wusste, wie gut sich das anfühlt etwas wirklich für sich selbst zu tun.
Ich erkannte endlich das sogenannte Bauchgefühl und machte mir vor allem klar, dass es nicht egoistisch von mir war mich zu trennen, sondern einfach endlich ehrlich.
In den nächsten Wochen merkte ich welche Gefühle ich haben musste um eine neue Beziehung einzugehen, welche Priorität mein Sport und Zeit für mich jetzt endlich haben konnten und was ich beruflich mit mir machen lassen wollte und was nicht und konnte mich mental extrem stärken und schützen.
Endlich einen Schritt weiter zu sein mit seinem eigenen Ego, ist wirklich für alle Lebensbereiche so viel Wert.
Vielleicht kennen einige von Euch solche Aha-Momente, in denen sich das eigene Ego endlich mal an die erste Stelle stellt und man erkennt, dass man sich irgendwie ganz schön was vor gemacht hat.
Schreibt mir gerne eine Nachricht, oder kommentiert diesen Beitrag – ich würde mich sehr freuen von Euch zu lesen.

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